Veranstaltung: | Landesparteitag S-H Oktober 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | 4. Anträge |
Antragsteller*in: | LAG Gesundheit (dort beschlossen am: 03.06.2024) |
Status: | Eingereicht |
Antragshistorie: | Version 4 |
A2 (Ä1-3): Gesund & Sozial - Umsatzsteuerbefreiung für gesunde Lebensmittel
Antragstext
Der Landesparteitag möge beschließen:
Die Delegierten des Landesparteitages mögen beschließen: Der Steuersatz
für die Umsatzsteuer für Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst wird auf 7%
belassen.
Die Verantwortlichen in der Partei, in der Landesregierung und im Landtag
setzen sich auf Bundesebene für eine umfassende Reform des
Umsatzsteuerrechtes ein.
Die Verantwortlichen in der Partei, in der Landesregierung und im Landtag
setzen sich für die Umsetzung der im Januar 2024 vom Bundeskabinett
beschlossenen “Ernährungsstrategie der Bundesregierung”.
Ein Umbau des Ernährungssystems hin zu einer ökologischen und stärker
pflanzenbasierten Ernährung soll durch einen Umbau der Außer-Haus-
Verpflegung (z.B. öffentliche Kantinen, Kitas und Mensen) in Schleswig-
Holstein erreicht werden.
- Dies ist ein wichtiger Baustein im Rahmen einer nachhaltigen und sozialen
Gesundheitswende,
- unterstützt die Forderung der UN, den Anteil an „verfrühten“ Todesfällen
zu reduzieren,
- langfristig unser Gesundheitssystem zu entlasten sowie
- Synergie-Effekte im Bereich Klima, Ernährung und Gesundheit zu
realisieren.
Die Umsetzung soll im Rahmen einer Bundesratsinitiative erfolgen. Kleinere
landwirtschaftliche Betriebe sollten bei dem neu einzuführenden Lenkungssystem
unterstützt werden.
Antrag in leichter oder einfacher Sprache
Über die Hälfte der Krankheiten in der westlichen Welt, sind die Folge einer
jahrelangen Fehlernährung. Zahlreiche Studien belegen, dass besonders der
ausreichende Verzehr von Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst einen präventiven Effekt
auf unsere Gesundheit hat. Auf der anderen Seite sind in den letzten Jahren die
Kosten für diese Lebensmittel stark gestiegen. Besonders sozial schwache
Familien können sich eine gesunde Ernährung kaum noch leisten und der Konsum der
genannten Lebensmittel ist gesunken. Somit wäre der Wegfall der Mehrwertsteuer
(7%) ein Betrag, diesen ungewöhnlichen Preisanstieg zu dämpfen.
Der Report1 „GLOBAL ENVIRONMENT OUTLOOK GEO-6“ des Klimabeirats der UN belegt,
dass unsere Landwirtschaft einer der Hauptverursacher für Treibhausgase (THG)
geworden ist - der Anteil an THG beträgt etwa 30%.
Neben diesem Report gibt es inzwischen mehrere Studien (u.a. der „Fleischatlas“,
Heinrich Böll Stiftung2), die zeigen, dass besonders die konventionelle
Landwirtschaft einen sehr starken Einfluss auf die Freisetzung von
Treibhausgasen hat. Vor allem der große Appetit auf Fleisch schadet dem Klima.
Andere Lebensmittel wie Gemüse und Salat, benötigen nur ein Bruchteil an CO2. So
wird beispielsweise für die Herstellung von 1 kg Rindfleisch etwa 50x bis 100x
mehr CO2 verbraucht als für 1 kg Gemüse2. Nahezu 70 % der direkten
Treibhausgasemissionen unserer Ernährung sind auf tierische Produkte
zurückzuführen. Der hohe Fleischkonsum in Deutschland und Europa ist außerdem
eine wesentliche Ursache für zahlreiche Erkrankungen, die unser
Gesundheitssystem sehr belasten3.
Somit würden Maßnahmen, die den Fleischkonsum reduzieren und zugleich den
Verzehr von Gemüse verstärken, mehrfach wirken und Synergien freisetzen1,2,3,4:
- Verringerung der Freisetzung von THG
- Geringere Belastung des Trinkwassers und der Luft mit Schadstoffen
- Verringerung des Einsatzes von Antibiotika und somit für das Risiko für
die Entstehung von multi-resistenten Keimen
- Die Abholzung von Wäldern für die Herstellung von Tierfutter könnte
reduziert werden.
- Eine Reduzierung der Fleischproduktion hätte zudem positive Effekte für
das Tierwohl
- Prävention von Erkrankungen (Herzkreislauf, Osteoporose, Diabetes etc.)
- und somit Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen.
Nebeneffekt: Da die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Klima sowie Gesundheit
vielen Menschen nicht bekannt ist, wäre die Maßnahme ein Anreiz, sich mit dem
Thema intensiver zu beschäftigen. Zudem würden besonders Familien entlastet, die
einen relativ großen Anteil des Einkommens für Lebensmittel ausgeben.
Eine gesündere Ernährung würde nicht nur die Lebensqualität von Millionen
Menschen verbessern, sondern hätte auch das Potential, die Gesundheitskosten
alleine in Deutschland jährlich, um mehrere Milliarden Euro zu entlasten. Unsere
Fehlernährung ist eine wesentliche Ursache für die meisten Erkrankungen3 und
„verfrühte“ Todesfälle (durch Herzkreislauferkrankunge, Diabetes etc.) Obwohl
dies durch zahlreiche Studien belegt worden ist, kümmert sich unser
Gesundheitswesen fast gar nicht um die eigentlichen Ursachen. Sogar bei der
Ausbildung der Medizinstudenten oder Weiterbildung des medizinischen
Fachpersonals spielt das Thema „Fehlernährung als wesentliche Ursache
zahlreicher Erkrankungen“ keine Rolle. Dies steht im krassen Missverhältnis zu
der Bedeutung für unsere Gesundheit, Gesundheitskosten, Lebensqualität und nicht
zuletzt für den Klimawandel.
Der Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ hat am 20. Februar 2024 seine Empfehlungen
an die Fraktionen des Bundestages übergeben. Das Detailkonzept war zuvor
intensiv mit dem Wissenschaftlichen Beirat diskutiert worden. Einige wesentliche
Forderungen des Bürgerrats lauten:
- Die Umsatzsteuer für gesunde Lebensmittel soll u.a. aus sozialen und
gesundheitlichen Gründen abgeschafft werden (5)
Einige aktive „junge Grüne“ aus SH waren übrigens an der Etablierung des
Bürgerrates involviert! Somit möchten wir wesentliche Forderungen des
Bürgerrates unterstützen.
Referenzen:
1.„GLOBAL ENVIRONMENT OUTLOOK GEO-6 HEALTHY PLANET, HEALTHY PEOPLE“ UN-Report
2018.
2. “Fleischatlas” Heinrich Böll Stiftung, Ausgabe 2018
3. GLOBAL ACTION PLAN FOR THE PREVENTION AND CONTROL OF NONCOMMUNICABLE DISEASES
2013-2020 (WHO)
4. „Klimawandel auf dem Teller“, WWF-Report 2012
5. Bürgerrat, Bürgergutachten 20.2.24 (siehe Bürgergutachten zu Ernährung
übergeben (buergerrat.de))
Autoren (LAG Gesundheit): Henning Vollert (KV Segeberg), Eike Selonke (KV Kiel),
Esther Drewsen (KV Nordfriesland)
Unterstützer*innen
- Michael Brandtner (KV Kiel)
- Jan Kürschner (KV Kiel)
- Christoph Fischer (KV Segeberg)
- Lasse Bombien (KV Rendsburg-Eckernförde)
- Anja Koberg (KV Nordfriesland)
- Alexandra Königshausen (KV Flensburg)
- Luca Brunsch (KV Kiel)
- Gabriele Piachnow-Schmidt (KV Steinburg)
- Michaela Dämmrich (KV Stormarn)
- Jessica Leutert (KV Kiel)
- Kirsten Schaltenberg (KV Schleswig-Flensburg)
- Zoé Engel (KV Kiel)
- Ann-Kathrin Tranziska (KV Pinneberg)
- Said Ettejjari (KV Segeberg)
- Maren Utesch (KV Kiel)
- Oliver Lorentzen (KV Pinneberg)
- Max Hansen (KV Herzogtum Lauenburg)
- Ann Christin Hahn (KV Pinneberg)