B30: Lorenz Mayer

Liebe Freund*innen,

also: Mein Name ist Lorenz, einige kennen mich ja schon. Ich bin 48 Jahre alt. Seit 15 Jahren bin ich Mitglied der Grünen. In meinem Dorf Alveslohe engagiere ich mich seit 2013 aktiv im Ortsverband (aktuell auch im Vorstand), bin kommunalpolitisch tätig und seit Juni 2021 fast ununterbrochen im Gemeinderat bzw. im Lenkungsausschuss. In diesem Gremium geht es um die Zukunft von Alveslohe, was wir wollen und was wir brauchen – als Dorf, als Gemeinschaft. Inklusion, Barrierefreiheit und Vielfalt sind mir dabei sehr wichtig.

Wir Grünen waren auch maßgeblich daran beteiligt, dass es seit November 2018 wieder einen Dorfladen in Alveslohe gibt. Einige von uns haben dafür eine Genossenschaft gegründet, die ihn betreibt. Seit Mai 2022 bin ich im Aufsichtsrat der Genossenschaft.

Nun zu mir persönlich. Ich bin teilweise spastisch gelähmt. Das heißt: Ich kann nicht sprechen, aber trotzdem weitgehend selbstständig leben! Seit 17 Jahren lebe ich in einer eigenen Wohnung auf dem Eichenhof, einer ambulant betreuten sozialtherapeutischen Lebensgemeinschaft in Alveslohe. Selbstbestimmung war mir schon früh wichtig:

- Seit 1987 habe ich einen sprechenden Computer für die Schule und zu Hause.
- Mein Fachabitur habe ich an einer normalen Handelsschule in Hamburg gemacht.
- Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht.

Aber der erste Arbeitsmarkt ist und bleibt schwierig - nicht wegen mir, sondern wegen den gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Und seit einem Monat gelte ich nun nach sechs Jahren Arbeitslosigkeit als voll erwerbsunfähig, weil für mich einfach keine Arbeit zu finden ist. Aber das heißt nicht, dass ich die Flinte ins Korn werfe, sondern ich mache Dinge, die mir Spaß bereiten, die mir wichtig sind, die mich ausfüllen.

So betreibe ich seit September 2019 unter lorenzos-welt.com einen eigenen Blog, in dem ich über die Dinge der Welt schreibe - auch über Behindertenthemen wie die fehlende Inklusion. Die fehlende Inklusion musste ich selber erst wieder erfahren, als ich neulich am Bahnhof von zwölfjährigen Schulmädchen beleidigend angemacht wurde. Ich habe darüber einen Blog geschrieben - es ist einer von inzwischen mehr Inzwischen habe ich mehr als tausend.


Und diese Themen möchte ich auch bei uns Grünen und in der Gesellschaft voranbringen. Also Themen der Vielfalt. Deshalb bin ich seit zwei Jahren in der Landesarbeitsgemeinschaft Inklusion aktiv. Seit dem Frühjahr bin ich auch im Sprecherteam der Arbeitsgemeinschaft. Und ich habe an der Vorbereitung der Anträge für den Vielfaltsrat mitgearbeitet. Der Vielfaltsrat war und ist für mich eine Herzensangelegenheit, deshalb möchte ich mich heute hier wieder wählen lassen. Denn der Vielfaltsrat und ich sind mit unserer Arbeit noch lange nicht am Ende. Meine Mitstreiter*innen und ich wollen auch weiterhin dafür sorgen, dass die Themen Vielfalt und Minderheiten in unserer Partei nicht in Vergessenheit geraten. Minderheiten müssen gehört werden, und sie sollen sich wohl fühlen.

Deshalb haben wir unter anderem im Frühjahr den Antrag auf Satzungsänderung eingebracht. In unserer Satzung war immer nur von Männern und Frauen die Rede, aber es gibt mehr als zwei Geschlechter. Der Antrag wurde angenommen.

Und wir haben uns eine Zeit lang intensiv mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz und seiner Bedeutung für Transmenschen beschäftigt. Wir werden als Partei noch viele Diskussionen zu diesem Thema führen.
Das sind zwei Beispiele, mit denen wir uns beschäftigen. Wir werden auch in Zukunft den Finger in die Wunde legen.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, Lorenz